Unsere Vorstellungen vom Leben der Ureinwohner Nordamerikas sind in starkem Maße durch die Romane von Karl May geprägt. Das aus diesen Büchern und ihren Verfilmungen entstandene Bild ist allerdings sehr einseitig und wird weder der Vielfalt indianischer Kulturen noch den tatsächlichen Lebenswelten der Ureinwohner Nordamerikas gerecht. So waren es zu Zeiten von Christoph Kolumbus bis zu 500 Stämme mit etwa 175 verschiedenen Sprachen, die das Land zwischen der Arktis und den Regenwäldern Zentralamerikas besiedelten und sich durch extrem unterschiedliche Wirtschaftsstrategien und Organisationsstrukturen auszeichneten. Neben nomadisierenden Fischern, Jägern und Sammlern gab es mehr oder weniger sesshafte Stämme, die Feldbau und Jagd kombinierten bis hin zu den vollständig sesshaften Bewässerungsfeldbauern des amerikanischen Südwestens. Die uns so vertrauten nomadischen Reiterkulturen der Prärien, die den Ausgangsstoff für das romantisierende und verzerrte Indianerbild im deutschen Sprachraum lieferten, haben sich dagegen erst nach der so genannten Entdeckung der Neuen Welt und der damit verbundenen Einführung von Pferden in Nordamerika entwickelt.
Wie bei allen Naturvölkern war das Wissen der Indianer über die Kräfte der Natur sehr tief verwurzelt und insbesondere Pflanzen spielten dabei eine herausragende Rolle. Insgesamt waren es wohl deutlich mehr als 4.000 Pflanzenarten, die genutzt und auf vielfältige Weise verarbeitet wurden. Die große Mehrzahl dieser 4.000 Arten waren bedeckt- und nacktsamige Blütenpflanzen, aber auch etwa 100 Algen, Flechten, Moose und Farne wurden verwendet. Die mit Abstand wichtigsten Nutzungsformen waren dabei Medizinal-Pflanzen, mit mehr als 2.500 verwendeten Arten und etwa 1.600 Arten, die als Nahrungspflanzen von Bedeutung waren. Eine dritte wichtige Kategorie waren etwa 700 technisch genutzte Pflanzen, also Lieferanten von zahlreichen Naturprodukten wie Holz, Fasern und Farbstoffen. Eine besonders wichtige Faserpflanze war z.B. der Rohrkolben, dessen Blätter zum Flechten von Körben und Matten genutzt wurden, während die weichen Fruchthaare als Füllmaterial für Matratzen, Bettdecken und auch für Babywindeln verwendet wurden.
Auf einem etwa 800 Meter langen, besonders beschilderten Pflanzenpfad im Freigelände stellen wir Ihnen eine über den Projekt-Zeitraum wechselnde Auswahl dieser indianischen Nutzpflanzen vor.Im Rahmen eines Gartenrundganges können Sie auf diese Weise viele interessante und spannende Informationen über die Rolle der Pflanzen im Alltagsleben der Ureinwohner Nordamerikas erhalten. Und wenn dann Ihr Interesse geweckt ist, sind Sie auch gern zu einer der zahlreichen Führungen, Vorträge und Workshops eingeladen, die vom 24. Juni bis 30. September in Klein Flottbek stattfinden.
Eine zweite Ausstellung mit dem Titel 'Wir lieben unsere Gärten... – Indianisches Alltagsleben am Missouri um 1800' wird im gleichen Zeitraum im Gewächshaus präsentiert. Über das Leben der Indianer-Stämme am Missouri sind wir recht gut informiert, denn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten verschiedene Europäer und Amerikaner intensiven Kontakt mit ihnen. So brachen die Amerikaner Meriwether Lewis und William Clark im Jahre 1804 zu einer fast zweijährigen Expedition in den damals noch völlig unerforschten amerikanischen Westen auf. Von Präsident Thomas Jefferson hatten sie den Auftrag erhalten, das Landesinnere zu erforschen und einen schiffbaren Weg zur Pazifikküste zu finden. Den Winter 1804 verbrachte das 'Corps of Discovery' am Missouri unweit der Dörfer der Mandan und Hidatsa und in den Expeditions-Tagebüchern sind viele wertvolle Informationen über diese beiden Stämme zu finden. Dreißig Jahre später unternahmen der Deutsche Maximilian Prinz zu Wied und der österreichische Maler Karl Bodmer eine ähnliche Reise den Missouri aufwärts bis in den Norden Montanas. Auch sie überwinterten in der Nähe eines Mandan-Dorfes und hatten enge Kontakte zu seinen Bewohnern, die in umfangreichen Reiseberichtenund zahlreichen kunstvollen Illustrationen dokumentiert sind.Neben der guten Quellenlage ist das Leben der Mandan und Hidatsa auch insofern besonders interessant, da es nur wenig mit unserem durch Karl May geprägten Indianerbild korrespondiert. Beide Stämme waren sesshaft und lebten vorrangig von Ackerbau und Handel, führten also ein Leben, das sich jenseits aller gängigen Klischees abgespielt hat.Besuchen Sie unsere Ausstellung und erleben Sie eine spannende und informative Mischung aus Geschichte, Ethnologie und Ethnobotanik. Auch hier sind Sie gern zu einer der wöchentlich stattfindenden Führungen eingeladen.
Indian Summer – großes Abschlussfest am 29. und 30. September
Zum Abschluss unseres großen Indianer-Projektes findet am 29. und 30. September ein zweitägiges Fest unter dem Motto 'Indian Summer' statt. Noch einmal werden Sie hier die Gelegenheit haben, viele Aktivisten und Referenten des Programmes kennenzulernen und sich mit ihnen in stimmungsvoller Atmosphäre im Tipi und bei einer symbolischen 'Friedenspfeife' auszutauschen. Darüber hinaus erwartet Sie ein bunter Mix von mehr als 50 Ausstellern, die für jeden kleinen und großen Indianerfreund etwas Passendes im Angebot haben und auch die Liebhaber der indianischen Küche werden dabei auf ihre Kosten kommen.
Alle näheren Information zu unserem Indianer-Projekt finden Sie auf unserer Website und in einem speziellen Programm-Flyer, der ab Anfang Mai für Sie bereitliegt bzw. über das Internet abrufbar ist.
[DISA 01.2018, PDF, Text: Carsten Schirarend]