Nach dem Ankunftsabend in der Landeshauptstadt San José machten wir eine erste Tagesexkursion in den Tiefland-Regenwald 'Braulio Carillo', benannt nach dem Ex-Präsidenten Costa Ricas. Auf der Fahrt dorthin konnten wir während eines kurzen Zwischenstopps den farblich spektakulären Zusammenfluss des Rio Claro und des Rio Sucio bestaunen (Foto links). Angekommen am Ziel erwartete uns ein vor allem von Palmen dominierter Regenwald.
Am nächsten Tag wechselten wir von der karibischen Ostküste zur pazifischen Westküste Costa Ricas. Dazu mussten wir die zentrale Gebirgskette des Landes am Cerro de la Muerte (= Todesgipfel, ca. 3000 m. ü. M) überqueren. Dies war der Moment, bei dem uns das einzige Mal auf unserer Reise tatsächlich einige Stunden kühl bis kalt wurde und wir 'warme Sachen' brauchten. Für den kühlen Nieselregen, der uns begleitete, wurden wir aber durch einige echte botanische Highlights entschädigt. So besuchten wir auf 2000 Meter Meereshöhe ein Hochmoor, in welchem Eichen! (Quercus costaricensis) wuchsen, die über und über mit Epiphyten bewachsen waren. Weitere eindrucksvolle Pflanzen im Moor waren Fuchsien, stammbildende Farne (Blechnum), Himbeeren und Ananasgewächse aus der Gattung Puya.
Am nächsten Morgen begann unser Aufenthalt in dem ganz im Süden Costa Ricas gelegenen Nationalpark 'Piedras Blancas'. Eine Woche mitten im Regenwald, mit einem ausgewogenen Programm spannender Tagesexkursionen und mit fantastischen Pflanzen- und Tierbegegnungen erwartete uns. Als erstes besuchten wir 'La Gamba', eine Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungs-Institution der Universität Wien. In einem der artenreichsten Tieflandregenwälder Mittelamerikas gelegen, bietet sie ideale Voraussetzungen für Feldforschungen, Kurse und Seminare. Die Tropenstation leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung tropischer Regenwälder, weckt das Interesse für die Erhaltung und Erforschung des Regenwaldes und bietet Studierenden und Naturinteressierten die Möglichkeit, ihr Naturverständnis im Regenwald zu vertiefen.
Ein weiterer Höhepunkt war eine Wanderung im Flussbett des Rio Oro. Hier sollte mein lang gehegter Wunsch, einmal Pfeilgiftfrösche in freier Natur zu beobachten, in Erfüllung gehen. An einer stark mit Dieffenbachien bewachsenen Stelle konnten wir einen Baumsteiger-Frosch aus der Gattung Oophaga finden. Das Spannende an dieser Art ist, dass sie nicht wie viele andere Baumsteiger-Frösche in Bromelien-Zisternen lebt, sondern dass sich ihre Kaulquappen in wassergefüllten Blattachseln von Dieffenbachien entwickeln. 'Gefüttert' werden die Larven übrigens mit unbefruchteten Eiern, die von den Weibchen ebenfalls in die Blattachseln abgegeben werden.Zu den unvergesslichen Erlebnissen dieser Woche gehörte auch eine Bootstour auf dem Pazifik mit einem Abstecher in die Mangrovenwälder. Hier lernten wir diverse Mangroven-Pflanzen und ihre spezifischen Anpassungen an den extremen Lebensraum kennen. Besonders beeindruckt hat uns dabei das dichte Gewirr an Stelzwurzeln, die den Pflanzen die Sauerstoff-Aufnahme im Brackwasser ermöglichen. Von unseren Begleitern erfuhren wir, dass man die Mangrove-Pflanzen gern als 'Landgewinner' bezeichnet, da durch Ablagerung von Sedimenten an den Stelzwurzeln neues Land entsteht. Darüber hinaus fungieren die Mangroven-Wälder auch als Gezeitenschutz und als Kinderstube für zahlreiche Tiere. Zum Abschluss der Exkursion haben wir uns in den Mangroven-Schlick begeben und gemeinsam mit Krokodilen ein Bad genommen.
Ein weiteres Highlight dieses einwöchigen Aufenthalts bildete eine anstrengende, aber unvergessliche Tageswanderung in Richtung Küste. Sie führte uns zunächst durch das Flussbett des Rio Bonito, dann folgte eine stundenlange 'Wanderung' durch den Regenwald und am Nachmittag erreichten wir die Pazifikküste mit dem malerischen Tropenstrand der Playa San Josecito. In Begleitung von mehreren großen Ara-Papageien konnten wir uns bei einem Bad im Pazifik von den Strapazen der Exkursion erholen.
Als vorletzte Station unserer Reise stand der Besuch des weltberühmten und besonders artenreichen Nebelwaldes von 'Monteverde' auf dem Programm. Dabei handelt es sich um ein im Nordwesten Costa Ricas gelegenes Reservat, das zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Schutz bietet. Auch hier unternahmen wir mehrere Tagesexkursionen, bei denen wir intensive Einblicke in die phantastische Vielfalt der Bergregenwälder Mittelamerikas gewinnen konnten.
Die letzten drei Tage unserer Reise waren dann noch einmal einem völlig anderen, aber ebenso spannenden Lebensraum im Norden Costa Ricas gewidmet. Wir besuchten die Provinz Guanacaste, zu der drei große Nationalparke gehören, die von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt sind. Botanisch besonders interessant sind die hier wachsenden saisonalen Trockenwälder, die wir genau zum Höhepunkt der jährlichen Trockenzeit erleben konnten. Uns bot sich das Bild einer blühenden Dornensavanne mit Akazien, Weihrauchgewächsen, Flaschenbäumen und Kakteen. Die letzte Tageswanderung führte uns dann zum Vulkan 'Rincon de la Vieja', der von Wäldern mit riesigen Würgefeigen und von zahlreichen Fumarolen und blubbernden Schlammvulkanen umgeben ist.
Unsere Zeit in Costa Rica ist wie im Fluge vergangen und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die finanzielle Unterstützung meiner Reise durch die Stiftung Internationaler Gärtneraustausch bedanken.
[DISA 03.2018, PDF, Text: Ulrich Hörner, Fotos: Ulrich Hörner, Botanischer Garten Hamburg]