Als Ehefrau des Bundeskanzlers reiste Loki Schmidt von 1974 bis 1985 in viele Länder der Erde und begann sich während dieser Zeit auch mehr und mehr für den nationalen und internationalen Natur- und Artenschutz zu interessieren. Sie gründet die „Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen“, engagiert sich im Hamburger Naturschutzrat und wirkt auf internationaler Ebene im Stiftungsrat des World Wide Fund for Nature (WWF) mit. Zusammen mit Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft unternahm sie zahlreiche Forschungs- und Sammelreisen, die sie z.B. nach Kenia, Neukaledonien, Brasilien und Venezuela führten. In Mexiko sammelte Loki ein bis dahin unbekanntes Ananasgewächs, das ihr zu Ehren den wissenschaftlichen Namen „Pitcairnia loki-schmidtiae“ erhielt. Später sagte sie über diese Reisen: „Das war mein Urlaub, den ich natürlich immer selbst bezahlt habe“.
Seit 1980 kürte Loki Schmidt die Blume des Jahres und begründete damit eine später viel kopierte öffentliche Aufklärungskampagne, die über den ökologischen Wert von Wildblumen und ihrer Lebensräume informieren und zu einem besseren Schutz der ausgewählten Arten beitragen sollte.
Die bereits in der Kindheit entstandene besondere Beziehung zum Hamburger Botanischen Garten, ihrem „Zaubergarten“, blieb für Loki Schmidt zeitlebens erhalten. Allerdings hat sich ihre Rolle dabei grundlegend gewandelt, denn aus der stillen Besucherin in Kinder- und Jugendtagen ist später zunehmend eine wichtige Initiatorin, Förderin und enge Freundin für den Garten und seine Mitarbeiter geworden. Überall im Botanischen Garten sind Spuren von Loki Schmidt und ihrem unermüdlichen und engagierten Wirken zu finden. Sie reichen von besonderen Gartenabteilungen, wie dem von ihr initiierten Bibelgarten oder der „Grünen Schule“, die ihr naturgemäß ganz besonders am Herzen lag, über die beliebten Konzerte der Reihe „Musik und Lyrik“ bis hin zur Stiftung „Internationaler Gärtneraustausch“, die sie Mitte der 80er Jahre ins Leben gerufen hat. Gerade das Wirken dieser Stiftung war und ist für den Hamburger Botanischen Garten von ganz zentraler Bedeutung.
Begonnen hatte alles im Jahre 1987 mit der Reise eines Hamburger Gärtners nach Jerusalem. Loki Schmidt hatte Kontakte zum Gründungsdirektor des im Aufbau befindlichen Jerusalemer Gartens geknüpft und von dort die Bitte um Unterstützung bei der Konzeption für ein neues Schaugewächshaus erhalten. Selbstverständlich setzte Loki alles daran, dieser Bitte nachzukommen. Sie „organisierte“ die Reisemittel, überzeugte die Universitätsleitung in Hamburg von dem Projekt und trug persönlich Sorge dafür, dass die in Hamburg bereitgestellten Pflanzen - trotz strenger Einfuhrbestimmungen in Israel - auch tatsächlich in den Jerusalemer Gewächshäusern ankamen. Aus diesen ersten bilateralen Kontakten hat sich in den vergangenen 30 Jahren ein umfangreiches internationales Netzwerk entwickelt, das den Botanischen Garten Hamburg heute mit verschiedenen Partnergärten in Europa, Südamerika und Ostasien verbindet. Die ursprüngliche Idee des Wissenstransfers hat sich dabei Schritt für Schritt weiterentwickelt und schließt heute das persönliche Kennenlernen und Sammeln von Pflanzen an ihren natürlichen Standorten, sowie den Austausch von Kenntnissen über die Pflege seltener, bedrohter oder schwer zu kultivierender Pflanzen ebenso ein, wie die Förderung des gegenseitigen Verständnisses für die Naturschutzproblematik, Sprache, Lebensweise und Kultur in den Partnerländern.
Zum Vermächtnis von Loki Schmidt gehören aber nicht nur die zahllosen Ideen und Projekte, zu denen sie Anstoß gegeben oder deren Realisierung sie gefördert hat, sondern auch ihre einzigartige persönliche Ausstrahlung. Diese war geprägt durch ihre große Begeisterungsfähigkeit, eine fast kindliche Neugier und eine bewundernswerte Disziplin, die mit einem großem Einfühlungsvermögen, ganz viel menschlicher Wärme und hanseatischer Zurückhaltung gepaart waren. Jede Begegnung mit Loki Schmidt wurde so zu einem besonderen Erlebnis und die Erinnerungen daran sind fest in den Gedanken und Herzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Botanischen Gartens verankert.
[DISA 01.2019, PDF, Text: Carsten Schirarend]