Bauphase Café PalmeNeues SystemBeides zusammen ver­anlasste Politik und Hochschule zu dem Entschluss, den Botanischen Garten nach Klein Flottbek zu verlegen und ihn hier gemeinsam mit einem neuen Botanischen Lehr- und Forschungs­institut aufzubauen. Das dafür ausgesuchte Gelände beherbergte bis dahin Kleingärten, Sportplätze, Baumschulpachtland und Reiter­übungsplätze und wurde ab 1971 grundlegend umgestaltet. Die Planungen für den neuen Botanischen Garten lagen in den Händen von Johannes Apel, der in technischer Hinsicht durch Vertreter des damaligen Gartenbauamtes Altona und in wissen­schaftlicher Hinsicht durch Heinrich Nothdurft, Hans-Helmut Poppendieck und Hans-Dieter Warda unterstützt wurde. Nach achtjähriger Bauzeit wurde der Neue Botanische Garten, wie er z.T. bis heute genannt wird, im Juli 1979 feierlich eröffnet. Das parallel entstandene neue Institut für Allgemeine Botanik wurde 1982 an die Universität übergeben. Seit dem Tag der Eröffnung des Freigeländes besteht der Botanische Garten aus zwei räumlich getrennten öffentlichen Betriebsteilen, denn die Schaugewächshäuser waren am alten Standort am Dammtor verblieben und für den Bau neuer Schaugewächshäuser fehlten damals wie heute die nötigen Finanzmittel.

Grundsteinlegung Loki-Schmidt-HausEröffnung WüstengartenInhaltlich und gestalterisch zählt das Freigelände in Klein Flottbek nach wie vor zu den ambitioniertesten Neuanlagen Botanischer Gärten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf 24 Hektar ist hier ein beeindruckendes Panorama der gesamten Botanik entstanden, das trotz seiner anspruchsvollen Thematik von den Hamburgern und ihren Gästen sehr gut angenommen wurde und jährlich mehr als 300.000 Besucher anlockt. Die inhaltliche Gliederung des Freigeländes hat sich bis heute nur wenig verändert. So finden sich im Südbereich diverse Themengärten, die der engen Verbindung von Menschen und Pflanzen gewidmet sind. Dazu gehören eine Nutzpflanzenabteilung, ein Bauerngarten und ein Bibelpflanzengarten. Neu hinzugekommen sind in diesem Bereich der 2002 eröffnete Duft- und Tastgarten, ein Wüstengarten und das vom Förderverein finanzierte Café Palme. Vor den öffentlich nicht zugänglichen Gewächshäusern steht seit 2009 ein markanter Blauer Würfel, das 'Loki-Schmidt-Haus', ein Museum der Nutzpflanzen, für dessen Errichtung sich die Namensgeberin und bekannte Naturschützerin besonders eingesetzt hatte.

HängezederFuchsiensenkeAraukarien
Im Nordbereich findet der Besucher eine bogenförmig angeordnete Reihe von pflanzengeographischen Abteilungen. Hier kann man eine kleine botanische Weltreise unternehmen, die in Südamerika beginnt und sich über Nordamerika und Ostasien bis nach Europa erstreckt. Eingebettet in diese naturnah gestalteten Bereiche findet sich ein formaler Japangarten, der seinerzeit von dem japanischen Gartenarchitekten Yoshikuni Araki entworfen wurde.

Das Zentrum des Freigeländes ist traditionell den Themen Evolution und Verwandtschaft der Pflanzen vorenthalten. Die ursprünglich hier vorhandene, 4,5 Hektar große und als Stammbaum gestaltete pflanzensystematische Abteilung wurde ab 2010 aufgelöst und durch eine nach modernen molekularsystematischen Befunden gestaltete 'Phylogenetische Uhr' ersetzt. In dieser jüngsten Abteilung des Gartens kann der Besucher einen Rundgang durch die 300 Millionen währende Evolution der Samenpflanzen unternehmen und dabei grundlegende Informationen über deren Verwandtschaft erhalten.

Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Freigeländes war der 23. Oktober 2012. An diesem Tag wurde der Garten nach seiner langjährigen Förderin, Hannelore 'Loki' Schmidt benannt, die zwei Jahre vorher verstorben war. Seit 1977 wird der Botanische Garten durch einen Förderverein, die 'Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens' unterstützt. Mit ihrer finanziellen Unterstützung wurden viele Einrichtungen des Gartens, wie das Bauernhaus, das Café Palme und ein Rollgewächshaus für einen uralten Olivenbaum errichtet. Darüber hinaus sind mittlerweile mehr als 100 ehrenamtliche Helfer aus den Reihen des Fördervereines als 'Gartenpaten', im Gartenshop oder bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen aktiv.

[DISA 02.2019, PDF, Text: Carsten Schirarend. Fotos: Angela Jahns, Carsten Schirarend, Manfred Woest, Archiv Botanischer Garten]

 

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