Verwaltung und BibliothekErbaut und gegründet wurde der Botanische Garten anlässlich der 300-Jahr-Feier Göteborgs in der Zeit von 1910 bis 1923. Finanziert aus Mitteln eines so genannten Donation-Fonds des Industriemagnaten Charles Felix Lindberg sollte ein Garten entstehen, der sich insbesondere der schwedischen Gartenkultur und dem Gemeinschaftsleben der Region Västergötland widmen sollte. Erster Direktor des Gartens war von 1919 bis 1948 der schwedische Botaniker und Antarktisforscher Carl Johan Fredrik Skottsberg (1880-1963). Ihm folgten weitere namhafte Forscherpersönlichkeiten, wie Bertil Lindquist (1950-1963), Per Wendelbo (1965-1983) und Gunnar Weimarck (1983-1999), die dazu beigetragen haben, dass der Garten sich kontinuierlich weiterentwickelt hat und heute unter Kennern zu den „Top Five“ in Europa gezählt wird.

EingangsbereichIm Eingangsbereich wird der Besucher zunächst von einem kürzlich neu gestalteten Schmuckbereich begrüßt. Dieser besteht aus einer großen formalen Teichanlage und angrenzenden Zierbeeten, die jährlich im Frühjahr neu bepflanzt werden und in denen von März bis Mai jeweils etwa 50.000 phantasievoll arrangierte, blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen bewundert werden können. In Eingangsnähe findet sich auch das im Jahre 1926 erbaute ehemalige Präfektorengebäude, das heute die Gartenverwaltung, eine altehrwürdige Bibliothek und in einem später entstandenen Anbau das Gartenherbarium beherbergt. Ein kleiner Gartenshop hält ein großes Sortiment von gärtnerisch-botanischer Fachliteratur, Souvenirs und diversen anderen Gartenutensilien bereit und neuerdings kann man hier über den Göteborger „Connoisseurs Club“ auch interessante Pflanzen erwerben.

OrchideenEin erstes botanisches Highlight stellen die ebenfalls in Eingangsnähe befindlichen Schaugewächshäuser dar. Sie sind insgesamt zwar nur etwa 2.000 m² groß, beherbergen aber eine Vielzahl von botanischen Kostbarkeiten. Dazu gehören die größte Orchideen-Sammlung Schwedens, eine kleine aber feine Begonien-Sammlung und solche absoluten Seltenheiten, wie Nachkommen des letzten, von Thor Heyerdahl auf den Osterinseln gesammelten Toromiro-Baumes (Sophora toromiro) und diverse, extrem selten kultivierte Dionysia-Arten aus den Bergregionen von Iran und Afghanistan. Insgesamt besteht die Anlage aus 10 geographischen Abteilungen, in denen etwa 4.500 Pflanzenarten kultiviert werden.

In direkter Nachbarschaft zu den Gewächshäusern befindet sich ein weiteres Highlight des Göteborger Gartens, die wahrscheinlich größte Sammlung von Zwiebel- und Knollenpflanzen Europas. Geographischer Schwerpunkt dieser mit einem Glasdach geschützten Anlage sind der Mittelmeerraum und die Trockensteppen West- und Mittelasiens. Viele der hier vereinten Fritillaria-, Tulpen-, Narzissen- und Irisarten wurden erstmals von Göteborger Kollegen, wie dem weltweit anerkannten Zwiebelpflanzen-Spezialisten Henrik Zetterlund gesammelt und sind bis heute oft auch nur hier in Göteborg zu bewundern.

SteingartenVorbei an dem historischen Herrenhaus gelangt man auf dem leicht ansteigenden Hauptweg dann in die naturnah gestalteten oder besser gesagt naturnah belassenen Bereiche des Gartens, also in das Rhododendron-Tal und die wirklich spektakuläre Steingarten-Anlage. Letztere ist zu Recht der ganze Stolz der Göteborger Kollegen und lässt das Herz jedes Pflanzenfreundes sowohl gestalterisch aus auch botanisch höher schlagen. Umrahmt von einer eindrucksvollen Natursteinlandschaft mit großem Wasserfall finden sich hier etwa 5.000, z.T. sehr selten kultivierte Stauden und Gehölze aus den Bergregionen Europas, Nordamerikas und Ostasiens. Auch diese einzigartige Vielfalt ist ein Beleg für die intensive Sammeltätigkeit und das große gärtnerische Geschick unserer Göteborger Kollegen.

Unbedingt erwähnenswert ist neben vielen weiteren Abteilungen, wie Herrenhaus-, Küchen- und Kräutergarten, auch das Göteborger Arboretum. Es ist sehr harmonisch in ein Naturreservat eingebettet und präsentiert heute mehr als 300 Gehölzarten aus den gemäßigten Regionen der Nordhemisphäre. Die Besonderheit der Anlage besteht neben ihrer dendrologischen Vielfalt darin, dass jedes der gezeigten Gehölze perfekt und lückenlos dokumentiert ist und dass die meisten Arten in ungewöhnlich großen Individuenzahlen gezeigt werden. So ist für jede Pflanze exakt festgehalten, wer sie wann, wo und in welcher Form (Saat, Steckling) gesammelt hat und welche Entwicklung sie seit Bestehen des Arboretums durchlaufen hat (jährlicher Zuwachs, Krankheiten, Stürme, Extremwinter etc.). Und während man in vielen Botanischen Gärten glücklich ist, einzelne Exemplare von seltenen Gehölzen zeigen zu können, finden sich in Göteborg gleich ganze „Wälder“ aus Kuchenbäumen (24 Exemplare), Sicheltannen (53 Exemplare) und Urwelt-Mammutbäumen (23 Exemplare).

KakteenhausDie Kooperation zwischen dem Botanischen Garten Hamburg und dem Göteborger „Botaniska“ geht wie fast alle unsere internationalen Partnerschaften auf Aktivitäten der Stiftung „Internationaler Gärtneraustausch“ zurück. Loki Schmidt persönlich war 1998, auf Anregung des damaligen Beiratsmitgliedes Klaus Jelitto, nach Göteborg gereist, um dort die Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit auszuloten. Aus diesen ersten Kontakten ist mittlerweile eine sehr enge Partnerschaft geworden, in deren Rahmen zahlreiche Arbeitsbesuche, ein intensiver Pflanzenaustausch und mehrere gemeinsame Sammelreisen nach Mittelasien und in den Kaukasus stattgefunden haben.

[DISA 03.2013, PDF, Text: Dr. Carsten Schirarend]

 

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