MittagsblumenMittagsblumen

Entwicklungsgeschichtlich werden die Aizoaceae oft als eine Parallelentwicklung zu den Kakteen (Familie Cactaceae) gedeutet, wobei erstere durch Blattsukkulenz und letztere durch Stammsukkulenz charakterisiert sind. Die Sukkulenz ist also eines der wichtigsten Familienmerkmale der Aizoaceae, das von zahlreichen weiteren spannenden Anpassungen an das Leben in Trockengebieten begleitet wird. Allgemein gibt es eine starke Tendenz zur Reduktion der Blätter, sowohl hinsichtlich ihrer Zahl, als auch hinsichtlich ihrer Oberfläche. Im Extremfall, der z.B. durch die 'Lebenden Steine' der Gattung Lithops (siehe Pflanzenporträt im PDF) vertreten wird, kann die ganze Pflanze nur noch aus einem einzigen, in den Boden eingesenkten Blattpaar bestehen.

Die Blüten vieler Mittagsblumengewächse ähneln oberflächlich betrachtet den Blütenständen der Korbblütler, wobei es zu diesen aber keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen gibt. Sie besitzen oft eine relativ große Schauwirkung, die vor allem von den stets sehr zahlreich vorkommenden und oft auffällig weiß, gelb oder rot gefärbten Kronblättern ausgeht. Auch Staubblätter sind meist in großer Zahl vorhanden und durch mannigfache Übergänge (Staminodien) mit den Kronblättern verbunden. Das ober- bis unterständige Gynoeceum kann aus bis zu 20 Fruchtblättern bestehen und ist oft von Nektardrüsen umgeben. Aus ihm entwickeln sich meist vielsamige Kapselfrüchte, seltener Beeren- oder Nussfrüchte. Auch diese zeigen diverse Anpassungen an den trocken-heißen Lebensraum und öffnen sich häufig erst, wenn genügend Feuchtigkeit für ein Auskeimen der Samen vorhanden ist (Hygrochasie).

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Neben den anatomisch-morphologischen Anpassungen haben sich viele Mittagsblumengewächse auch physiologisch auf das Leben in der Wüste eingestellt. So sorgt ein besonderer Tag-Nacht-Säurerhythmus dafür, dass viele Vertreter am Tage, zur Zeit der größten Sonneneinstrahlung und Hitzeeinwirkung mit geschlossenen Spaltöffnungen, also ohne große Transpirationsverluste assimilieren können. Das für die Photosynthese benötigte Kohlendioxid wird dabei in den deutlich kühleren Nachtstunden  aufgenommen und zunächst in Form von Äpfelsäure gespeichert. Am darauf folgenden Tage wird das Kohlendioxid wieder aus der Äpfelsäure freigesetzt und dem Photosynthese-Prozess zugeführt.

Viele Vertreter der Aizoaceae werden wegen ihrer auffallenden Blütenpracht mittlerweile auch außerhalb ihrer südafrikanischen Heimat als Liebhaber- oder Gartenpflanzen kultiviert. Zu letzteren gehören vor allem jene Gattungen, die als 'Echte Mittagsblumen' gelten, weil sich ihre Blüten nur bei voller mittäglicher Sonneneinstrahlung öffnen. So sind Gattungen wie Carpobrotus, Lampranthus und Dorotheanthus immer häufiger auf dem europäischen Markt zu finden und hier mittlerweile auch mit winterharten Züchtungen bzw. Arten vertreten.

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Die Hamburger Mittagsblumensammlung ist im Ergebnis eines jahrzehntelangen Forschungsprozesses entstanden, der in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch Prof. emer. Hans-Dieter Ihlenfeldt begründet und später von seinen zahlreichen akademischen Schülern, wie Heidrun Hartmann und Norbert Jürgens fortgesetzt wurde. Heute gilt die Sammlung als eine der quantitativ und qualitativ umfangreichsten der Welt und wird von der International Organization for Succulent Plant Studies (IOS) mit dem Prädikat einer besonders wertvollen Erhaltungssammlung gelistet.

[DISA 03.2014, PDF, Text: Dr. Carsten Schirarend; Fotos: Boesader, Schirarend, Schmiedel]

 

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